Traditionsgemäß beenden die Ruderinnen und Ruderer der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. ihre Herbstsaison mit der Teilnahme an regionalen und bundesweiten Langstreckenregatten. Bei diesen Wettkämpfen über 6000 m ist die Leistung im Einer oder im Riemenzweier ohne Steuermann gefragt. 2021 waren die Wettkämpfe in Mölln und Dortmund aus Kappelner Sicht besonders erfolgreich.
Bei der regionalen Langstrecke in Mölln waren Sportlerinnen und Sportler aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen am Start. Trotz einiger krankheitsbedingter Ausfälle zeigten die Ruderinnen und Ruderer von der Schlei bei diesem Wettkampf tolle Leistungen.
In der Altersklasse der Juniorinnen U 17 ruderte Johanna Henningsen ihren Einer auf einen überraschenden 2. Platz. Nur 7 Sekunden hinter der Favoritin Jolina Westphal aus Elmshorn überquerte sie nach einem engagierten Rennen die Ziellinie. Damit sicherte sie sich vorerst einen Platz im ersten Auswahlboot des Ruderverbandes Schleswig-Holstein.
Bei den Juniorinnen U19 überraschte Alina Krüger ihre Konkurrentinnen mit einem souveränen Sieg. Erst im August 2021 hatte Alina mit dem leistungsorientierten Training begonnen und seither immer wieder überzeugt. „Ich habe unterwegs gemerkt, dass es ganz gut läuft. Mit einem Sieg habe ich allerdings nicht gerechnet. Schließlich war es mein erstes richtiges Einerrennen überhaupt.“, freute sich die 16jährige.
Vor eine besondere Herausforderung sah sich Theo Henrici gestellt. Er hatte sich gemeinsam mit Jobst Kellinghusen im Zweier auf die Langstrecke vorbereitet. Da Jobst kurzfristig wegen eines Infektes ausfiel, hatte Theo nur eine Trainingseinheit im Einer. In der Altersklasse U19 konnte er sich über einen 4. Platz freuen. Im gleichen Rennen wurde Spezialist Kjell Richter Zweiter hinter Leonard Tannenberg vom Sportinternat Ratzeburg. Trotz der guten Platzierung war Kjell mit seinem Rennen nicht wirklich zufrieden: „Ich fand nicht den richtigen Rhythmus, habe mich unterwegs festgefahren und war aufgrund einer leichten Erkältung auch nicht in Bestform. Als ich ins Ziel kam, rechnete ich nicht mit einem Platz unter den Besten.“, bewertete er seine Leistung.
Für Johanna Hansen und Lara Fiona Hinz sollte der Start in Mölln ein Vorbereitungsrennen für die Langstreckenregatta in Dortmund sein. Nach dem Einsatz von Johanna Hansen bei der U19 EM in München, die im Oktober stattfand, hatten beide erst spät mit dem Zweiertraining begonnen. Auch sie wurden immer wieder durch Infekte zurückgeworfen. Deshalb stand in Mölln die Aufgabe, unterhalb der Belastungsgrenze ein Trainingsrennen zu fahren. Dies gelang durchaus zufriedenstellend. In Dortmund mussten sie sich dann aber der nationalen Konkurrenz stellen. Dabei stellten sie fest, dass der Trainingsrückstand noch nicht aufgeholt war. Sie fuhren ein ordentliches Rennen, konnten aber mit der Spitze noch nicht mithalten.
Ähnlich erging es Til Schindelhauer im Männereiner. Auch seine Vorbereitung gestaltete sich aufgrund vieler anderer Anforderungen und Termine schwierig. Nach einem sehr engagiert gefahrenen Rennen kam er im Mittelfeld ins Ziel. „Ich konnte die Schlagzahl gut oben halten und fühlte mich physisch auch recht fit. Meine Rudertechnik war heute aber nicht effektiv genug. Hier muss ich mich verbessern.“ resümierte er.
Im Feld der Einer U19 gelang es Kjell Richter, aufgrund der Erfahrungen aus Mölln sein Rennen in Dortmund anders anzugehen. „Ich kam viel lockerer in mein Rennen rein und fühlte mich nach 3000 m noch richtig gut. So konnte ich auf der zweiten Streckenhälfte noch zulegen.“, beschrieb er den Rennverlauf. In der Tat ruderte Kjell Richter auf den zweiten 3000 m die schnellste Zeit aller Teilnehmer. Eine Sekunde hinter Jakob Starke aus Saarbrücken und 9 Sekunden hinter dem Sieger Lorenz Grimm aus Schweinfurt kam er so auf hervorragenden dritten Platz ins Ziel.
Aufgrund ihrer Leistung in Mölln erhielt auch Alina Krüger die Möglichkeit, in Dortmund zu starten. Kurzfristig wurde im Trainerteam entschieden, es dieses Mal im Zweier zu versuchen. Obwohl sie mit Zweierpartnerin Emma Komorowski aus Ratzeburg erst wenige Trainingskilometer absolviert hatte, passte es bei den beiden. Mit viel Rudergefühl gelang es den Nordlichtern den Zweier effektiv zu bewegen. Nach 4500 m hatten sie zu den beiden eine bzw. zwei Minuten vor ihnen gestarteten Booten aufgeschlossen. Der folgende Überholvorgang kostete Nerven und wohl auch etwas Zeit. Alina Krüger berichtete: „Wir bekamen zwar mit, dass wir überholen müssen, wussten aber nicht, dass es zwei Boote gleichzeitig waren. Das wurde auf dem Dortmund-Ems-Kanal ganz schon eng, zumal auch noch Boote auf dem Weg zum Start entgegenkamen. Gegen Ende des Rennens, wo die Kräfte sowieso schon schwinden, war das eine schwierige Situation.“ Knapp hinter zwei Booten aus Nordrhein-Westfalen kamen die Mädchen aus dem Norden ebenfalls als Drittplatzierte ins Ziel. Landestrainer Björn Lötsch aus Lübeck zollte Respekt: „Was Alina und Emma heute gezeigt haben, war wirklich überzeugend. Mit dieser Leistung haben sie sich in der nationalen Spitze ins Gespräch gebracht.“
Michael Schürmann