Insgesamt 10 Sportlerinnen und Sportler aus Kappeln hatten sich durch ihre bisherigen Saisonleistungen für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert. Alle erreichten über die Vorentscheidungen in mindestens einer Bootsklasse das Finale der besten sechs Boote.
In der Altersklasse U17 hatten sich Svea Woito, Emma Liah Ulrich, Johanna Henningsen und Caspar von Hobe-Gelting in den Ranglisen des Frühjahres die Plätze in den Auswahlbooten des Ruderverbandes Schleswig-Holstein gesichert. Caspar von Hobe-Gelting kam mit seiner jungen Vierermannschaft im 19-Boote-Feld auf den sechsten Platz. Svea Woito und Emma Liah Ulrich ruderten im zweiten Vierer der Juniorinnen U17 auf den vierten Platz. Das Boot von Johanna Henningsen, die gemeinsam mit Emma Lange-Franzen (Schleswig), Emine Jaeger, Greta Amort und Steuerfrau Johanna Heuer (alle Lübeck) an den Start ging gehörte zum Favoritenkreis. Mit einem überzeugenden Start-Ziel-Sieg fuhr das Boot aus dem Norden souverän zum Meistertitel und ließ den Verfolgerinnen aus Sachsen-Anhalt und Bayern, die auf den Medaillenplätzen folgten, keine Chance.
In der Altersklasse U23 starteten Jobst Kellinghusen und Theo Henrici im Vierer und im Achter ebenfalls in schleswig-holsteinischen Auswahlbooten. In beiden Booten übernahm das Kappelner Duo die Schlagposition. Gemeinsam mit ihren Mannschaften ruderten sie im Vierer zu Silber und im Achter zu Gold. Jobst Kellinghusen wurde damit in seiner Ruderkarriere bereits zum dritten Mal Deutscher Meister. Nach einer Unterschenkelfraktur im Januar und einer von seinen Ärzten prognostizierten Genesungszeit von sechs Monaten, hatte damit noch vor einigen Wochen niemand gerechnet. Für Theo Henrici war es nach seinen Doppelsiegen in den Jahren 2021 und 2022 sogar der fünfte nationale Titelgewinn. So viele Titel hat in der Rudervereinigung Kappeln bisher noch niemand errudert.
In der gleichen Altersklasse trat Til Schindelhauer im Einer an. Im Feld der über zwanzig Boote, die vielfach von Kadern der Nationalmannschaft gerudert wurden, war schon die Qualifikation für das Finale, die über einen Sieg im Vorlauf und einen dritten Platz im Halbfinale erfolgte, ein großer Erfolg. Vier der sechs Finalteilnehmer, alle schon erfolgreich bei Weltmeisterschaften eingesetzt, hatte er noch nie geschlagen. Nach 1500 geruderten Metern lag er erwartungsgemäß auf dem fünften Platz. Doch dann zündete Til Schindelhauer ein Feuerwerk und spurtete zunächst am Mitfavoriten und Zweiten der diesjährigen deutschen Rangliste Paul Krüger aus Hamburg und dann auch noch an Tom Gränitz aus Berlin (2022 Vizeweltmister im Vierer U23) vorbei. Sensationell gewann er hinter Paul Berghoff aus Magdeburg und Aaron Erfanian aus Hannover Bronze. In einem weiteren Rennen im Vierer kam ein vierter Platz hinzu.
Auch in der Altersklasse U19 hatte die Rudervereinigung Kappeln gute Erfolgsaussichten. Die Medaillenhoffnungen für Pauline-Hobe-Gelting erfüllten sich leider nicht. Durch ihren Krankheitsausfall bei der entscheidenden nationalen Rangliste konnte sie sich nicht für die Top-Boote qualifizieren. Im Zweier siegte sie mit Antonia Schlüssler aus Rostock im B-Finale und wurde in der Gesamtwertung 7. Im Vierer gelang ihr im Finale der undankbare vierte Platz.
Besser lief es für Kjell Richter. Er hatte bei der Rangliste in Hamburg einen 5. Platz erreicht und war erst nach Abschluss der Rangliste krank ausgefallen. Auf Wunsch von Bundestrainer Adrian Bretting sollte er deshalb auch in Essen erneut im Einer antreten. Gleich im Vorlauf traf er auf den großen Favoriten Ole Hohensee aus Stralsund und wurde Zweiter. Da nur ein Sieg für die nächster Runde ausreichte, musste er in den Hoffnungslauf. Diesen gewann er ebenso souverän wie das Halbfinale. Im Finale lagen nach 500 m drei Boote fast gleichauf und deutlich vor den Verfolgern. Doch dann verteilten sich die Positionen. Ole Hohensee fuhr auf Kjell Richter ebenso einen kleinen Vorsprung heraus wie dieser auf Jesse Ilsemann aus Hamburg. Dies bleib auch auf der Ziellinie so und bedeutete für Kjell Richter den Vizemeistertitel. Im Vierer trat er dann im zweiten Auswahlboot der Deutschen Ruderverbandes an. Nach 500 m führte überraschend das dritte Boot. Die Mannschaft von Kjell Richter lag gemeinsam mit Boot 1 auf dem zweiten Platz. Nach 1000 m hatten sich diese beiden Boote in Führung geschoben. Auch nach 1500 m konnte man keine Führung ausmachen. Doch dann schlug die Stunde von Kjell Richter (Kappeln), Cornelius Conrad (Dresden), Oscar Morten Krause (Ratzeburg) und Lorenz Grimm (Schweinfurt). Durch einen beherzten Endspurt fuhren sie eine zum Ende des Rennes deutliche Führung hinaus und wurden Deutsche Meister. Mit seinem Meisterschaftsergebnis machte Kjell Richter zudem die Qualifikation für die U19 Weltmeisterschaft in Paris sicher.
Das Ticket für Paris hatte die Kappelnerin Alina Krüger und ihre Zweierpartnerin Nike Versace aus Hamburg bereits durch den dritten Platz bei der Rangliste in Hamburg gelöst. Bei der Meisterschaft in Essen traten sie im Vierer mit Steuerfrau zusammen mit Lene Holkenbrink, Nike Utesch und Steuerfrau Clara Müller an. Im Finale wurde diese Boot zunächst durch einen Blitzstart eines Bootes aus Hessen überrascht, welches zwischenzeitlich mit über einer Bootslänge führte. Bei Streckenhälfte waren die Ruderinnen aus Hessen eingeholt und drei Boote lagen auf einer Höhe. Doch dann erhöhte das Nordboot mit Schlagfrau Alina Krüger aus Hamburg das Tempo und fuhr zu einem ungefährdeten Sieg. Ähnlich gestaltete auch das abschließende Achterrennen. Auch hier siegte die Auswahlmannschaft aus dem Nord-Osten der Republik souverän. Für Alina Krüger war dies der zweite Titelgewinn an einem Tag. Auch sie freut sich jetzt auf die Olympiastrecke von Paris, wo sie voraussichtlich im Achter antreten wird.
Michael Schürmann