Gold und Silber bei Ruder-U19-WM in Paris

Sensationeller Erfolg für die Rudervereinigung im TSV Kappeln

Kjell Richter wird mit seiner Mannschaft souverän Weltmeister im Doppelvierer. Alina Krüger führt den deutschen Juniorinnenachter als Schlagfrau in einem Herzschlagfinale zur Silbermedaille und wird Vizeweltmeisterin.

 

Es vergingen 13 Jahre. Zuletzt nahm Judith Sievers 2010 für die Rudervereinigung Kappeln an einer U19 - Weltmeisterschaft teil. Damals wurde sie Juniorenweltmeisterin im Einer. 2023 qualifizierten sich mit Alina Krüger und Kjell Richter gleich zwei junge Talente aus Kappeln in die U19-Nationalmannschaft. Beide kennen sich schon aus dem Kindergarten und hatten sich dann aus den Augen verloren. Erst beim Training in der Rudervereinigung Kappeln trafen sie sich wieder. Während Kjell schon mit 11 Jahren mit dem Rudern begann, stieg Alina erst vor knapp zwei Jahren ins Leistungstraining ein.

In einem vierwöchigen Trainingslager bereiteten sie sich unter Leitung von Bundestrainer Adrian Bretting in Berlin - Grünau auf ihre erste internationale Meisterschaft vor. Täglich ging es spätestens 6.30 Uhr zur ersten Rudereinheit auf´s Wasser. Kraft- und Athletiktraining sowie weitere Wassereinheiten folgten. Immer wieder wurden Testrennen und Leistungsüberprüfungen angesetzt. Nach der ersehnten Abreise nach Paris wurden vor Ort weitere Trainingseinheiten absolviert, um die Strecke kennenzulernen und sich an die äußeren Bedingungen zu gewöhnen. Wind und Regen prägten diese Vorbereitung.

Mit den Vorläufen begann die heiße Phase der Wettkämpfe. Der Vierer mit Kjell Richter, der in dieser Besetzung die Deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, kämpfte zunächst mit den Booten aus Kroatien, Griechenland, Polen und Bulgarien um den Einzug ins Halbfinale und siegte souverän. Für Alina Krüger und ihre Mannschaft ging es im Vorlauf gleich um den Einzug ins A-Finale. Mit einem Vorlaufsieg vor Neuseeland und Tschechien konnte sich ihr Achter direkt für den Kampf um die Medaillen qualifizieren.

Nach dem ursprünglichen Zeitplan sollte Kjell Richter am Samstag das Halbfinale bestreiten. Am Sonntag waren dann für alle Bootsklassen die Finals angesetzt. Aufgrund ungünstiger Wetterprognosen wurde dieser Zeitplan allerdings komplett verändert. Besondere Auswirkungen hatte dies für die Crew von Kjell Richter, denn nach den neuen Planungen lagen zwischen Halbfinale und Finale nur gut zwei Stunden. „So ein 2000 m Rennen ist eine Maximalbelastung, nach der der Körper eigentlich eine längere Erholungsphase braucht. Aber gut, die Bedingungen sind für alle gleich. Außerdem haben wir im Trainingslager viel an der Grundlagenausdauer gearbeitet. Das könnte ein Vorteil sein.“, kommentierte Kjell Richter die ungewöhnliche Konstellation. Mit diesem Selbstbewusstsein gingen Cornelius Conrad (Dresdener Ruder-Club), Kjell Richter (Rudervereinigung Kappeln), Oscar Krause (Ratzeburger Ruderclub) und Lorenz Grimm (Schweinfurter Ruder-Club Franken) betreut von Bootstrainerin Claudia Herpertz die Rennen auch an. Der deutsche Vierer schaffte die Qualifikation für das A-Finale mit einem deutlichen Sieg im Halbfinale, welches er vor China, Bulgarien und Neuseeland gewann. Erneut fuhren sie dabei die Bestzeit der Konkurrenz.

Nach einer kurzen Regenerationsphase begann die Vorbereitung auf das Finale. Europameister Polen, China, Großbritannien, Vorjahresweltmeister Tschechien und Bulgarien hießen die Gegner. Wiederum gelang dem deutschen Boot ein Blitzstart. Es konnte sich so einen kleinen Vorsprung erarbeiten. Mit sauberer Rudertechnik und perfekter Abstimmung, der Kommentator des Rennens sprach von einer Demonstration, gelang es den Deutschen, diese Führung immer weiter auszubauen. 500 Meter vor dem Ziel waren es zwei Bootlängen auf die unmittelbaren Verfolger Großbritannien, Tschechien und China, die zu diesem Zeitpunkt fast auf einer Höhe ruderten. Kjell Richter beschrieb den die letzte Phase des Rennens so. „Wir wussten, wenn hinter uns mehrere Boote um die Medaillen spurten, kann dies noch einmal gefährlich für uns werden. Deshalb mussten wir alles mobilisieren. Ich merkte dabei schon, dass ich bereits ein hartes Rennen in den Knochen hatte. Durch unsere Geschlossenheit gelang es uns aber, einen Vorsprung zu behaupten. Als wir dann mit einer guten Länge vor den anderen ins Ziel fuhren, war ich völlig ausgepumpt.“ Hinter dem neuen Weltmeister aus Deutschland wurde es in der Tat knapp. Während die Briten noch relativ sicher zu Silber fuhren, lagen zwischen dem Dritten China und dem Vierten Tschechien nur 5 Hundertstelsekunden. Die Siegerehrung vor der vollbesetzen Tribüne mit Eltern und Fans war ein besonderes Erlebnis. Die ganze Anspannung entlud sich im Freudensprung der deutschen Mannschaft. Danach sagte Kjell Richter: „Ich bin jetzt völlig fertig, ich kann wohl heute nicht mal mehr richtig feiern.“ Sein dauerhaftes Lächeln zeigte aber, wir glücklich er war.

Kurz nach dem berauschenden Sieg für ihren Vereinskameraden wurde es auch für die Crew von Alina Krüger ernst. Die Vorläufe und Hoffnungsläufe versprachen ein spannendes Rennen. Doch was die jungen Sportlerinnen aus Italien, Neuseeland und insbesondere die Achter Großbritannien, Rumänien, Deutschland und den USA in diesem Finale boten, versetzte auch Fachleute ins Staunen. Deutschland erwischte einen guten Start und setzte sich dicht gefolgt von Rumänien etwa eine halbe Bootslänge von den anderen Booten ab. Bei Streckenhälfte war das Bild fast unverändert, lediglich Italien konnte dem Tempo nicht folgen. 500 m vor dem Ziel hatte Rumänien ganz knapp die Bugspitze vorn. Deutschland lag hauchdünn vor den USA und Großbritannien auf dem zweiten Platz. Unmittelbar vor dem Ziel lagen die vier Boote fast gleichauf. Mit jedem Schlag wechselte die Führung. Frenetisch feuerten die Zuschauer an. Die Stimmen der Kommentatoren überschlugen sich. Der Sprecher rief: „Noch nie habe ich ein so spannendes Achterrennen erlebt.“ Mit bloßem Auge war nach dem Rennen über 2000 m keine Platzierung auszumachen – Zielfotoentscheid. Das Ergebnis: Weltmeister Großbritannien 6:26,00, Vizeweltmeister Deutschland 6:26,09, Dritter Rumänien 6:26,14, Vierter USA 6:26,24. Bei der Siegerehrung kannte der Jubel im britischen Boot keine Grenzen. Auch die Freude im deutschen Boot war groß. Alina Krüger: „Ich freue mich natürlich, aber es war so knapp. Deshalb bin gleichzeitig etwas traurig, dass wir nicht gewonnen haben. Aber wir hätten auch ohne Medaille dastehen können. Auf jeden Fall können wir auf unsere Leistung stolz sein.“

Im Laufe der Woche reisen Alina Krüger und Kjell Richter nach Hause zurück. Die Rudervereinigung Kappeln plant, für Freitag, den 11.08.2023 um 17.00 Uhr ihre erfolgreichen Talente im Bootshaus zu begrüßen. Vereinsmitglieder, Gäste, die Presse und Freunde sind herzlich willkommen.

Michael Schürmann

Alina und Kjell mit Trainer Michael Schürmann

Freundensprung des Gold-Vierers (Kjell 2. von links)

Bange Blicke nach dem Zieleinlauf, Alina vorne als Schlagfrau

Zieleinlauf des Achters

Siegerehrung (Alina hinten rechts)

Vierer kurz vor dem Ziel

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