Knöcheltiefer Schlamm, glitschige Anstiege und unausweichliche Fußbäder an der Au verliehen dem 35. Lila-Eule-Cross den Charme einer Schlammschlacht und boten den Aktiven ein Crosslauferlebnis, das selbst für hartgesottene Freunde anspruchsvoller Rennen keine Wünsche an den Härtegrad übrig ließ. Kaum einer der insgesamt 211 Aktiven, die in Kappeln die Ziellinie überquerten, vermochte sich an einen Wettkampf zu erinnern, bei dem es diese Dimension an Matsch und Nässe gab, die Kraft aus den Beinen zog. Beim Laufklassiker im Hüholz schlug nicht die Stunde der Laufästheten, sondern eher die der Kämpferherzen, denen raue Bedingungen und Dreck nichts ausmachen. Nachdem in den Wochen zuvor jede Menge Regen gefallen war, hatte der nächtliche Dauerregen der tags zuvor von den Veranstaltern schon aufwändig hergerichteten Laufstrecke zwischen der „Alten Eulen“ und dem Grödersbyer Bahnhof nochmals eine Extradosis Tiefgang und Rutschigkeit verliehen. Selbst die von den Organisatoren vorgenommene kleine Streckenveränderung durch Verlegung des Anstiegs trug dann nicht mehr wirklich zur Entschärfung bei. Nachdem sich das Läuferfeld nach der ersten Runde einmal den neuen Anstieg hinaufgekämpft hatte, war auch der zuvor recht unberührte Anstieg einmal umgepflügt. „Sicherheit vor Schnelligkeit“, lautete für einige schnelle Läufer die Devise. Andere hatten diese Wahl gar nicht, wenn sie im tiefen Boden versanken. Immerhin gelang es den Veranstaltern vom TSV Kappeln und Borener SV die wegen ihres Wasserstandes wochenlang unüberwindbare Au überquerbar zu gestalten. „Die Strecke war so heftig wie noch nie und wir mussten uns einiges einfallen lassen. Wir sind echt froh, dass uns eine Kappelner Gerüstbaufirma jedes Jahr unterstützt“, stellte Organisator Gerald Lau fest und verwies auf die provisorisch mit Gerüstteilen eingerichtete Brücke über die Au. Dennoch schaffte es aber niemand, die große Runde ohne nasse Füße zu bewältigen. Immerhin blieben den Teilnehmern während des Rennens Regengüsse erspart, sodass das urige Rennen neben körperlichen Strapazen bei den meisten Aktiven auch für viel Spaß sorgte. Zuweilen blieb bei einzelnen auch mal der Laufschuh im Schlamm stecken und musste erst wieder ausgegraben und angezogen werden. „Das war wirklich sehr schlammig. Zum Glück hat mir vor dem Start noch jemand den Tipp gegeben, die Schuhe fester zu schnüren“, erklärte Fabian Sommer von den TriAs Flensburg, der bei seinem Crosslaufdebüt gleich zum Sieg auf der rund 10.800 m langen Langstrecke lief. Der 25-jährige Triathlet genoss das ungewohnte Laufgefühl auf schwierigem Terrain und löste sich früh von seinen schnellsten Verfolgern. In 46:45 Minuten gewann Sommer mit klarem Vorsprung vor Finn Kunst (Utbüxers/ 49:44 Min.) und Marcel Quehl (ebenfalls TriAs/ 51:19 Min.). Nach dem Zieleinlauf fühlte sich der Sieger an seine sportliche Vergangenheit erinnert. „Die Schuhe sehen ungefähr so aus wie früher in meinen Fußballzeiten. Es hat aber echt Spaß gemacht und ich werde jetzt noch mehr Crossläufe mitmachen“, stellte Sommer fest. Bei den Frauen nutzte mit Lokalmatadorin Regina Dahl vom Borener SV ebenfalls eine laufstarke Triathletin die Gelegenheit, im Matsch mit viel Einsatz und Ausdauer zum Sieg zu rennen. In 1:00:37 Stunden gewann die Kapitänin des BSV-Ligateams knapp vor der Böelerin Franziska Hansen (1:00:56 Std.) und Wiebke Rottschäfer vom STV Sörup (1:02:41 Std.).
Der Großteil der Läufer und auch die meisten regionalen Laufasse begnügten sich im Hüholz mit einem Start auf der rund 5.400 Meter langen Mittelstrecke. Kreismeisterin Tatjana Brandt kam hier am besten mit der anspruchsvollen Strecke zurecht und machte so einen Doppelerfolg der Borener Frauen perfekt. Die BSV-Läuferin gewann in 24:28 Minuten vor der Kronshagenerin Sandra Schmidt (25:43 Min.) und Kerstin Günter vom TSV Fahrdorf (27:35 Min.). Bei den Männern zog Miguel Molero-Eichwein unangefochten und auch vom tiefsten Matsch kaum ausgebremst seine Runden an der Spitze und gewann in 19:44 Minuten vor den Jugendassen Tim Ullmann (TSB Flensburg/ 22:35 Min.) und Falk Werner (Eckernförder MTV/ 22:52 Min.), ehe mit Patrik Stein (Borener SV/ 22:57 Min.) und Lasse Grimm (TSV Kropp/ 23:05 Min.) zwei weitere schnelle Männer von der Schlei folgten.
Den Nachwuchsläufern in den Rennen der jüngeren Jugendklassen blieben zwar die krassesten Matschpassagen erspart, aber auch hier blieb kein Schuh sauber. Das Jugendrennen über 3.400 Meter gewannen Mina Ullmann (TSB Flensburg/ 17:34 Min.), die sich knapp vor Katinka von Spreckelsen (TSV Kappeln/ 17:45 Min.) durchsetzte, und der Kappelner Jamie Hachmann (Kinderlandhaus Ostsee/ 14:19 Min.), der am Zielanstieg noch an Fynn Leon Olivier (Eckernförder MTV/ 14:23 Min.) vorbeisprintete.
Beim Schülerlauf über 2.400 Meter kämpften ebenfalls Talente aus Eckernförde und Kappeln engagiert um den Sieg. Bei den Mädchen gewann Lina Marie Müller vom TSV Kappeln in 11:15 Minuten hauchdünn vor EMTV-Athletin Anna Schneider, die zwei Sekunden später ins Ziel kam. Bei den Jungen gewann dagegen der Eckernförder Joost Triphaus in 9:44 Minuten mit klarem Vorsprung vor Joris Levi Müller (TSV Kappeln/ 10:33 Min.). Im Kinderlauf über 1.400 Meter führte dessen TSV-Vereinskamerad Samuel Silva-Ramirez die starke Riege der Schleistädter an und gewann in 6:23 Minuten in einer Sprintentscheidung vor Jonas Matti Müller. Leni Geißlinger vom TSV Fahrdorf war bei den Mädchen in 7:31 Minuten die Schnellste.
Niels-Peter Binder